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Lilian

Single – unfreiwillig. Das war mein langjähriger „Zivilstand“, bis ich mit 32 Jahren meinen heutigen Mann kennenlernte. Single war aber bei weitem nicht das einzige, was mich ausmachte, es war lediglich ein Zustand in meinem Leben, den ich mir anders erhofft hatte.

Meine Geschichte ist nicht die von anderen. Es gibt Singles, die warten noch länger, jede einzelne Frau bringt ihre eigenen Erfahrungen mit und Gott schreibt mit jeder einzelnen eine einzigartige Geschichte. Und doch erinnere ich mich oft an meine Zeit als Single. Wie am Familienfest der Platz neben mir regelmässig leer blieb, wie ich mich entschieden habe, mich mit meinen Freundinnen zu freuen, die den einen kennenlernten, wie ich mein Leben feierte und mich doch nicht selber umarmen konnte. Ich erinnere mich an die gutgemeinten Versuche von Freundinnen, mir Tipps weiterzugeben oder das Rätseln, woran es liegen könnte, dass es bei mir bezüglich Partnerwahl noch nicht geklappt hat.

 

Am Familienfest blieb der Platz neben mir regelmässig leer.

 

Ja, da hatte ich schon auch meine Gedanken, weshalb ich den „Richtigen“ noch nicht gefunden hatte. Beziehungen von eher kurzer Dauer oder langem Hin und Her hatte ich bereits erlebt. Mit jedem Jahr habe ich mehr Punkte von meiner anfangs langen Liste mit Kriterien gestrichen, aber das wichtigste, dass ich mit meinem Zukünftigen den Glauben an Jesus teilen möchte, blieb; daran wollte ich keine Abstriche machen. Aus diesem Grund habe ich auch viele Männer gar nicht erst in Betracht gezogen. Das war nun freilich nicht nur immer einfach. Ich lernte durchaus Männer kennen. Manchmal sprachen meine Gefühle auch ein lautes Ja, dann und wann hatte ich daraufhin Bedenken, ob ich wirklich richtig bin mit meiner Überzeugung, auf einen Mann zu warten, welcher mit Gott unterwegs ist. Vielleicht, dachte ich manchmal, müsste ich einfach mal etwas wagen und nicht von vornherein abblocken, wenn er nicht an Jesus glaubt. In dieser Zeit brauchte ich meine Freundin, welche mir immer wieder sagte: Du machst es so gut, warte, vertrau! Ich selber habe Gott nicht immer vertraut in dieser Zeit, doch ich wollte mich immer wieder entscheiden, mir selber treu zu bleiben und meinen Glauben in der Partnerwahl nicht zu umgehen.

 

Glaubst du, dass ich ein guter Gott bin?

 

In mir kamen manchmal auch Zweifel hoch: Gott, gibst du mir das, was ich brauche? Oder hast du mich vergessen? Ich führte manche langen Gespräche mit Gott. Ich lernte Gott neu und besser kennen, nicht nur als einen Gott, der alles immer nach meinen Vorstellungen gelingen lässt, sondern ein Gott, der mein Herz will, der mich in Abhängigkeit von ihm will, der mich immer wieder ein Stück weit ins Ungewisse führt und mich dabei fragt: vertraust du mir? Glaubst du, dass ich ein guter Gott bin? Dass ich es gut meine mit dir? Dass ich einen tollen Plan für dein Leben habe? Glaubst du das? Vertraust du mir dein Leben, deine Pläne an, so dass ich sie zur Vollendung führen kann? Meine Antwort darauf kam manchmal zögerlich, manchmal klar und deutlich, manchmal laut jubelnd: Ja, Gott, ich glaube!

 

Meine Antwort darauf kam manchmal zögerlich, manchmal klar und deutlich, manchmal laut jubelnd: Ja, Gott, ich glaube!

 

Gott wusste um meine Bedürfnisse. Er gab mir ein Netz von Beziehungen, gute Freunde, wunderbare Freundinnen. Ich entdeckte auch einen Gott, der um mein Herz wirbt, der mir sagt: «Auch wenn dich kein Mann liebt: ich bin Fan von dir!»

Die Lücke blieb, der Wunsch nach einem Partner war da, und trotzdem befasste ich mich auch mit dem Gedanken, alleine zu bleiben. Gott forderte mich auch hier heraus. Es schien mir, als wolle er mir sagen: «Da wartet ein Leben voller Abenteuer auf dich! Was ist, stürzt du dich rein egal, was das Leben bringt, oder wartest du, bis du vielleicht einen Mann gefunden hast?» Ich entschied mich für das erstere und erlebte Gott als einen Gott, der mir das Leben in Fülle gibt, der mir zeigt, was Leben auch noch bedeuten kann, dass mein Lebenssinn viel mehr ist als einen Mann zu haben. Mein Herz fing immer wieder neu Feuer für die Kirche, meine grosse Familie, dort konnte ich meine Gaben entfalten und einsetzen, ich erlebte Wunder in meinem Bekanntenkreis und lernte, auf das zu schauen, was ich habe und dankbar dafür zu sein. Dankbar, auch wenn nicht alle Wünsche erfüllt sind, dankbar, auch wenn noch viele Fragen offenstehen. Erfülltsein trotz Lücken im Leben, das ist ein Wunder! Ich erlebte Gott immer wieder als Versorger, Ermutiger und Ort der Hoffnung.

Inzwischen bin ich seit zehn Jahren glücklich verheiratet, mit 32 habe ich meinen wunderbaren Mann kennengelernt, der meine wichtigsten Kriterien erfüllte, und habe ihn rund ein Jahr später geheiratet. Das Warten hatte ein Ende. Doch auch danach sah ich mich konfrontiert mit Warten: Auf unseren Sohn haben wir fast vier Jahre gewartet – unfreiwillig. Gewissermassen war das Warten auf den Ehepartner ein Training. Warten, vertrauen, loslassen, glauben. Es scheinen Lebensthemen. Jeder Mensch macht diese Erfahrungen durch, nicht alle beim selben Thema, nicht alle mit denselben Konsequenzen.

 

Warten, vertrauen, loslassen, glauben.

 

Die Frage der Perspektive ist so wichtig. Single sein ist keine Krankheit, von der man schnellstmöglich geheilt werden soll. Warum solltest du als Single nur ein halber Mensch sein, wo doch Gott in der Bibel immer wieder betont, dass du erwählt bist, nicht aufgrund deiner gesellschaftlichen Stellung, sondern aufgrund seiner Liebe zu dir! Auch ist eine Ehe nicht das Lebensziel, Paulus betont zum Beispiel im Korintherbrief, dass Singles mehr Kapazität haben, ins Reich Gottes zu investieren. Gott hat so viele Pläne für dich, er hat noch immer alles im Griff und geht mit dir einen individuellen Weg. Nah bei ihm zu bleiben, lernen, ihm zu vertrauen, Gott nachzufolgen, ihm zu dienen, dich zu sehen als geliebte und wertgeschätzte Frau, die ihren Wert nicht von einem Mann bezieht, sondern von den Wahrheiten Gottes, das sind Lebensziele, und sie gelten für Verheiratete wie auch für Singles.

Ich möchte dich ermutigen: Gib nicht auf! Du bist weder zweitklassig noch von Gott vergessen. Du weisst nicht, was dein Morgen bringt, aber du kannst in der Gegenwart mit Jesus zusammen die kühnsten Abenteuer erleben.

 

Du bist weder zweitklassig noch von Gott vergessen.

 

Gott hat dein Leben im Griff. Es geht alles an ihm vorbei. Er hat das letzte Wort, und es wird ein gutes sein. Du darfst ihn um alles bitten und ihm alles erzählen und gleichzeitig wieder alles in seine Hände loslassen. Ja, genau, das ist ein Hochseilakt, eine Balanceübung des Vertrauens, ein Glauben, dass Gott weiter sieht. Nicht du kannst das Wunder bewirken durch deine supertollen Gebete. Gott bleibt immer noch auf dem Thron. Trotzdem kannst du gross träumen und dein Herz bereithalten für einen Mann, der einfach zu dir passt.