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Sonja

Schwierigkeiten bieten immer Chancen, weiterzukommen und Dinge fürs Leben zu lernen. Das habe ich in meiner Ausbildungszeit erlebt und dabei Gott ganz praktisch erlebt. Während der Schulzeit war ich eher eine Verträumte. In den Schulberichten stand vielfach, dass ich mich schnell ablenken lasse und ich mich manchmal nicht lange auf etwas konzentrieren könne.

Als es um die Berufswahl ging, schnupperte ich nur in zwei verschiedene Berufe hinein und entschied mich für den Beruf Koch. In einem Restaurant absolvierte ich meine Ausbildung. In der Berufsschule erinnerte uns einer der Lehrer immer wieder daran, dass ein Durchfallen bei der Abschlussprüfung kein Weltuntergang sei. Wichtig sei einfach, nicht aufzugeben und dass man die Prüfung in einem Jahr unbedingt wiederholen solle.

Und es passierte tatsächlich: ich scheiterte bei der praktischen Prüfung!

Das war ein harter und unerwarteter Schlag, denn ich hatte eigentlich kein schlechtes Gefühl gehabt nach der Prüfung. Doch als ich genauere Informationen einsehen konnte, entdeckte ich, dass sich verschiedene kleine (Flüchtigkeits-)Fehler eingeschlichen hatten.

„Was nun“?

…-war die Frage. In dieser Situation kamen mir immer wieder die Worte meines Berufsschullehrers in den Sinn und für mich wurde klar, dass ich die Prüfung in einem Jahr wiederholen wollte und somit meinen Abschluss hatte. Doch da ich auf keinen Fall in meinem alten Lehrbetrieb bleiben wollte, musste ich mich auf die Suche nach einem neuen machen. Obwohl ich das zusätzliche Jahr nicht zwingend in einem Ausbildungsbetrieb machen musste, da es vor allem darum ging, Routine und Sicherheit zu erlangen, wollten die meisten Betriebe die Verantwortung nicht übernehmen. Ich machte unzählige Telefonate, jedoch ohne Erfolg.

Da suchte ich mir Hilfe bei der Berufsberatung. Dort erhielt ich eine Liste mit Betrieben, welche Lernende im dritten Ausbildungsjahr aufnahmen. Im August meldete sich einer der Betriebe, die ich angeschrieben hatte, bei mir. In einem Hotel am Bielersee durfte ich mich bewerben und probearbeiten. Sie gaben mir die Chance und ich durfte das dritte Lehrjahr (ohne Berufsschule) bei ihnen wiederholen.

Ich war unendlich dankbar für diese offene Tür.

Ich hatte die Möglichkeit, die verschiedenen 5-Gang-Menüs, die bei der Abschlussprüfung zur Auswahl stehen, zu üben und meine Fährigkeiten zu verbessern. Der Tag der Prüfung kam und ich musste eines der zur Auswahl stehenden Menüs ziehen. Nach einem kurzen Blick darauf erkannte ich, dass es dasselbe Menü war, wie im Jahr zuvor. Mein erster Gedanke war: „Ich weiss jetzt nicht, ob ich das als positiv oder negativ anschauen soll…“, denn genau dieses Menü hatte im vergangenen Jahr nicht mehr gekocht. Da der Küchenchef und ich nämlich dachten, dass es sehr unwahrscheinlich sei, aus den 28 Menüs genau DAS nochmals zu ziehen. Doch dieses Mal bestand ich die Prüfung, vor allem auch deswegen, weil ich wusste, auf welche Details ich schauen musste.

Mein Durchhaltewille bei der Suche hatte sich gelohnt.

Trotz allem hatte ich am Bielersee eine lehrreiche Zeit und durfte auch noch einiges dazulernen, wie zum Beispiel das Fische filettieren, welches ich bisher nicht wirklich beherrscht hatte. Zwischenzeitlich habe ich übrigens noch eine zweite Ausbildung gemacht als Fachfrau Betreuung und fühle mich in dieser Arbeit pudelwohl.

Ich spürte während dieser schwierigen Zeit immer wieder, wie Gott mich geführt und mir den Halt und den Durchhaltewillen geschenkt hat. Ich durfte gestärkt auf dieses Jahr zurückblicken. Menschen, die Gott nicht kannten, erkannten sein Wirken und seine Hilfe in meiner herausfordernden Situation. Sogar meine Mutter sagte zu mir, dass sie gestaunt habe, welchen Durchhaltewillen ich gehabt hatte, trotz all der Absagen und Rückschlägen. Ihre Aussage macht mir Mut, auch weiterhin ein Vorbild zu sein, dranzubleiben und Gott alles zuzutrauen.