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Nicole

Ich heisse Nicole, ich bin 37 Jahre alt und seit elf Jahren mit meinem Mann Martin verheiratet. Seit Geburt leide ich an CF (Cystische Fibrose). Mein Alltag sah lange Zeit so aus, dass ich regelmässig Inhalieren, Schleim heraus befördern, Physiotherapie und Sport machen musste, damit der Schleim abgesondert werden konnte. Intravenöse Antibiotika-Therapien schenkten mir jeweils eine kurze Zeit ohne Schleim und Entzündungen. Das Lindenhofspital kannte ich in- und auswendig.

Zuerst möchte ich euch meine genetische Erkrankung kurz beschreiben: Als Folge der Stoffwechselerkrankung bilden sich Sekrete und Flüssigkeiten, die entweder zu konzentriert oder zu zähflüssig sind. Vor allem die Lunge und der Verdauungstrakt sind davon betroffen. In der Lunge entsteht zäher Schleim, der zu Husten, Bakterienbesiedlung und Entzündungsreaktionen führt. Dabei nimmt die Lunge fortlaufend Schaden. Das Atemvolumen nimmt stetig ab. Auch die Verdauung ist beeinträchtigt, denn der Körper kann verschiedene Nährstoffe (v.a. Fette und fettlösliche Vitamine) nicht aufnehmen. Die Folge sind Bauchschmerzen, Durchfall und eine reduzierte Gewichtszunahme. (Homepage «cystischefibroseschweiz»)

Im Jahr 2018 ging es mir plötzlich sehr viel schlechter. Die Entzündungen in meinem Körper nahmen zu und ich musste ständig husten und brauchte viel Schlaf. Ich war noch zu 30% arbeitsfähig. Im Jahr 2019 war meine Lungenfunktion auf nur noch 30%, wobei die normale Lungenfunktion 100% ist. Ich verlor immer mehr an Gewicht. Mir ging es einfach rapide schlechter.

Ich fragte Gott, was denn das Ganze soll.

Diese super Arbeitsstelle, die ich in der SGM Langenthal hatte, musste ich beenden. Ich hatte sehr viele Visionen und Pläne in der SGM. Aber Gott bereitete mich auf etwas anderes vor. Ich musste alles loslassen. Hier kam mir immer wieder die Bibelstelle in den Sinn: «Denn wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich aufgibt, der wird es für immer gewinnen.» (Matthäus 16,25 HFA) Zu dieser Zeit predigte Könu, unser Pastor der HOPE & LIFE CHURCH, oft von «Wundern». Ich konnte diese Predigten nicht mehr hören, denn für mich fühlte es sich so an, als ginge mein Leben total den Bach runter und wäre ich selbst sehr weit von einem Wunder entfernt. Trotz allem probierte ich immer wieder, im Glauben treu zu bleiben und mit Gott unterwegs zu sein.

Doch stellten sich für mich immer wieder die Fragen: »Was ist mit mir?!» «Hat Gott mich vergessen?!»

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich treu im Glauben war und selber auch Wunder erleben durfte. Die Ärzte meinten im Jahr 2019, dass ich mich in Zürich für eine neue Lunge abklären lassen sollte. Ich habe die Blutgruppe 0, diese Patienten warten am Längsten auf eine neue Lunge. Und Gott wusste eigentlich, dass ich nie eine neue Lunge wollte. Aber mir ging es so schlecht, also entschied ich mich, diese Abklärungen in Zürich zu machen. Ich entschied mich, am 1.11.19 auf die Liste für eine Lungentransplantation zu gehen. Zu dieser Zeit hörte ich, dass es ein neues Medikament geben würde, das einen grossen Durchbruch bringen würde für CF-Patienten. Wenn ich das bekommen würde, dann wäre das eine unglaubliche Chance für mich, dachte ich. Trotz allem wusste ich, dass Gott mein Leben in seinen Händen hat und er das letzte Wort hat.

Ich übergab alles Gott, obwohl es mir sehr schwer fiel.

Ich verstand seine Absichten nicht und es machte mir Angst, was wohl alles auf mich zukommen würde. Während den Abklärungen in Zürich verspürte ich einen tiefen Frieden in mir und ich wusste, dass dies Gottes Wille war. Ich war bereit für alles: eine neue Lunge zu bekommen, oder aber auch zu sterben. Ich hatte wie ein leeres Buch vor mir und ich wusste, dass dies so in Ordnung war. Eine Woche vor dem 1.11. bekam ich ein Telefon, dass ich mit dem neuen Medikament starten kann. Als es neu eingeführt wurde, bekamen nur wenige die Chance, es auszuprobieren, da es noch an einer Studie lief. Ich bekam diese Möglichkeit, worüber ich sehr dankbar bin. Dieser Anruf kam genau im richtigen Moment. Alles ergab plötzlich Sinn. Ab sofort begann ich das Medikament (Trikafta) zu nehmen. Innerhalb von 6h begann das Medikament zu wirken und mich von diesem Schleim zu befreien. Meine Lungen waren bei einer Funktion von nur noch 25%. Plötzlich hatte ich keine Atemnot mehr und ich durfte 5kg zunehmen.

Vor 10 Jahren wünschten wir uns von Herzen ein Kind und wir versuchten mit IVF (In-Vitro-Fertilisation) schwanger zu werden, leider vergebens. Gesundheitlich ging es mir zu dieser Zeit sehr schlecht. Die Krankheit und die damit verbundenen Einschränkungen waren wirklich sehr schwer für mich, doch der grösste Schmerz für mich war, dass ich kein Kind bekommen würde. Dies war ein riesiger Schmerz für mich.

Kurz nachdem ich nun also mit dem neuen Medikament begann, wurde ich schwanger. Die Ärzte sahen schwarz und empfahlen mir, das Baby abzutreiben. Mein Mann und ich verspürten einen tiefen Frieden im Herz. Martin ist CF-Träger, so war die Gefahr gross, dass unser Kind auch krank zur Welt kommen würde. Jede Kontrolle bei unserem Baby verlief aber tadellos. Wir entschieden uns, das Baby so oder so zu behalten. Am 17. August 2020 kam Juna (Bedeutung: «die lang Ersehnte»), unsere Tochter zur Welt. Unsere Tochter ist ein grosses Wunder für uns. Sie kam gesund zur Welt. Viele meinten, dass sie wahrscheinlich zu früh kommen würde, aber nein, sie kam keinen Tag zu früh! Alles perfekt!

Gott hat uns hier seine immense Treue bewiesen!

Nach der Geburt war nicht einfach alles gut, nein es ging mir schlecht. Ich hatte eine Sepsis (Schwere Gebärmutterentzündung) und noch eine Nierensteinzertrümmerung. Ich war sehr lange ohne Juna im Spital und hatte etwa fünf Eingriffe. Es gab danach weitere Herausforderungen. Trotz allem weiss ich, dass Gott da ist. Es geschieht vieles, viel Schönes, aber auch viel Herausforderndes. Im Moment geht es mir gesundheitlich sehr gut. Ich habe eine Lungenfunktion von 45%, das ist mein persönlicher Rekord seit 2016 . Ich habe immer noch Bauchschmerzen und bin oft sehr müde, doch ich bin sehr dankbar darüber, dass es mir besser geht.

Ich bete und gehe für Heilung, auch wenn es manchmal menschlich gesehen aussichtslos erscheint. Ich glaube, wir sollen für Heilungen beten und mit Heilung rechnen, jeden Tag. Es ist nichts unmöglich bei Gott!

 

Redaktorin: Christine