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Charlene

Welch grosse Energie verspürte ich nach der Geburt unserer wunderbaren Tochter! Ich war bereit für alles, was kommen würde und freute mich umso mehr, dass wir kurz nach der Geburt in unser neues Haus zügeln konnten. Doch dann kam alles anders. Ich fiel in ein Loch, konnte nicht mehr, die Energie war weg. Durch diese schwere Zeit bekam meine Beziehung zu Jesus eine ganz neue Bedeutung. Und eine neue Tiefe.

Wenn dieser Blogbeitrag vor einem Jahr entstanden wäre, sähe das Endergebnis komplett anders aus. Umso mehr spornt es mich an, das letzte intensive Jahr in Hinblick auf meine Beziehung zu Gott noch einmal Revue passieren zu lassen. Mein Alltag mit Gott hat sich zu einer innigen Beziehung gewandelt, anders als vorher, wo da viel einstudiertes Verhalten war.

Aber lass mich noch etwas weiter ausholen. Ende August 2021 kam unsere zweite Tochter CHANEL IVA zur Welt. Ich lag in diesem Spitalzimmer in Burgdorf mit meinem Newborn-Zauber in den Armen. Der Herbst hatte sich grad glänzend über das ruhige Emmental gelegt und versetzte meinen ohnehin von Hormonen gedopter Körper in ein absolut emotionales Hoch. Jetzt war ich komplett. So sehr hatte ich mir dieses Kind gewünscht.

Das Jahr 2021 sollte es gut mit uns meinen. Zu all dem konnten wir einen Monat später, mit schreiendem Baby im Tragetuch, unseren Vertrag zum Hauskauf unterschreiben. Was für eine Zusage. Was für eine Bestätigung.

Immer noch im hormonellen Hoch packte ich Kiste um Kiste für unseren Umzug. Im Schulhaus Biembach, das schon bald unser neues Zuhause werden würde, legte mein Mann in jeder freien Minute Hand an. Ich managte daheim das Kistenpacken und Putzen. Ja, das war das Leben, das ich mir wünschte. Anpacken. Erleben. Neues wagen. Genau mein Ding. Der Zügeltag ging über die Bühne, auch ohne meinen Mann, der kurzerhand sein kaputtes Knie operieren musste. Aber ich hatte ja Power – genug für uns alle.

Und da waren wir nun. In unserem Schulhaus. Inmitten der Turnhalle und all dem Zügelchaos stand unser Bett. Ein Traum. Unser Traum. Kiste um Kiste wurde ausgepackt. Gekocht wurde auf einer grossen Herdplatte im Nebenraum. So vieles war einfach abenteuerlich.

Aber langsam schwanden meine Kräfte, die Euphorie des Starts reichte nicht mehr aus, um mich über Wasser zu halten. Ehe ich es registrierte, befand ich mich mitten in einer Erschöpfung. Die unternehmungslustige Charlene war auf einmal hilflos ans Bett gebunden und konnte vom einen auf den anderen Tag den Alltag nicht mehr alleine meistern. Da war ich, ein Häufchen Elend. Allein im Untergeschoss eines Schulhauses, das nach wie vor ein nettes Provisorium war. War das tatsächlich mein Traum? Wo habe ich mich da hineinmanövriert? Ist das der Plan? Oder haben wir uns da in eine Sackgasse verlaufen?

PAUSE – Nachdenken – zurückschauen

In dieser Phase war ich so hilflos, mutlos und kraftlos. So kannte ich mich nicht. Wo vorher so viel aus eigenem Power lief, reichte es kaum noch für das Allernötigste. Aber es stimmt mich so dankbar, dass die Geschichte hier nicht zu Ende ist. Mit viel Hilfe von der Kirche, Freunden und meiner Familie fand ich den Rank einigermassen wieder. (Wenn‘s dich interessiert erzähle ich dir bei einem Kalchofen-Käfeli auch gerne mehr davon. Ich mache kein Geheimnis daraus, wie ich mich in diesem Tal fühlte, aber hier online sprengt es den Rahmen.)

Aber wie geht es weiter? Soll ich das Ziel verfolgen, nun alles weder wie vorher in den Griff zu bekommen. Oder geht es vielleicht in eine andere Richtung weiter? Liess Gott das zu, um mich auf etwas hinzuweisen? Macht es Sinn, das Leben wieder mit so viel Drive und so viel Aktivität aufzugleisen? Pilates Unterrichten, Rezepte schreiben, Menschen treffen, die Hilfe brauchen, Haushalt, Kinder, Umbauen und so weiter…?

Du weisst, wovon ich spreche. Der Terminkalender füllt sich von selbst, wenn wir ihn nicht bewusst leer halten, wie ich das eigentlich wollte. Ich wollte Sorge zu mir tragen und eine gesunde Mitte finden.

Aber wie finde ich diese Mitte? Und da kam dieser Impuls: 40 Tage. Ein völliger Reset, wo Gott die Chance erhält, alles zu hinterfragen.

Gott hat nicht selten 40 Tag gebraucht, Vorhandenes neu zu gestalten. Umbruch, das wollte ich. Gott die Chance geben, mein altes Leben umzukrempeln und neu zusammen zu mischen.
Mitten in diesen 40 Tagen schreibe ich nun diesen Artikel. Und ich sage dir, es ist das Beste, was ich tun konnte. Zu meinen 40 Tagen gehören

  • Verzicht auf Social Media (ahhhh, was für ein Zeiträuber – ich sollte dabei bleiben)
  • Viel lesen, insbesondere die Bibel
  • Wenig Termine
  • Kein Pilates unterrichten
  • Moderater Sport (und nicht mehr hochtourig, wie ich es geliebt habe)
  • Auf Impulse hören (seien sie noch so komisch/lustig)
  • Tagebuch schreiben

Das ist mein momentaner Alltag mit Gott. Die Beziehung leben zu lernen. Alles, was war, auf den Altar bringen. An nichts mehr hängen, was mir so wichtig war. Nichts tun müssen.

Das HERZ ganz für Gott aufmachen. Täglich fragen, was dran ist. Anstatt los zu legen und zu tun, zuerst einmal IHN fragen.

Nicht alles hat sich gelöst. Ich bin nach wie vor sehr schnell am Limit. Mein Herz rast manchmal immer noch bei kleinsten Herausforderungen. Ich dusche nach wie vor in der kalten und trüben Gemeinschaftsdusche des Schulhauses (möge Gott meine Bitte für eine normale Dusche bald erhören).

Wenn Gott mein Abenteuer- und Anpacker-Naturell wieder braucht, wird er es mir zu gegebener Zeit zurückgeben. Dann aber zu seiner Ehre und nicht zu meiner.

Bis die 40 Tage um sind, höckle ich noch schön zu Füssen meines Retters (wie Maria aus der Geschichte in Lukas 10,39) und verbringe so viel Zeit wie möglich in seiner Gegenwart. Da muss ich nichts und darf einfach sein. Da will ich mein altes Leben nicht mehr zurück und schaue gespannt auf das Kommende. Da ist der unersättliche Hunger nach Selbstverwirklichung deponiert und ich lasse ihn los.

Ich verabschiede mich von meinen Ego-Träumen und lasse mein Herz transformieren. In seiner Gegenwart verpasse ich nichts. Keine Minute ist verschwendet. Im Gegenteil, hier fängt die hungernde Seele endlich an, Ruhe zu finden.

Hier verabschiede mich von dir. Die Geschichte ist nicht zu Ende, noch lange nicht. Sie hat gerade erst gestartet, und ich bin gespannt was kommt.

Falls du mir bis hierher gefolgt bist, bleibt mir nur noch zu sagen: «STAY WELL and follow JESUS».