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Mein Name ist Meron. Ich bin in Ropi, einem kleinen Dorf in Äthiopien, auf die Welt gekommen. Meine Kindheit war sehr schön. Ich wuchs bei meinen Großeltern auf, da meine Mutter fortging, als ich zwei Jahre alt war. Meinen Vater kenne ich nicht.

Der Glaube an Gott war für mich schon immer ein zentrales Thema. Ich verbrachte sehr viel Zeit in der Kirche. Jeden Abend gingen wir in den Gottesdienst, um Gott alle Ehre zu erweisen. Da meine Großeltern nicht zur Schule gingen und trotzdem ein gutes Leben führten, entschieden sie, dass auch ich nicht zur Schule gehen sollte. In der Kirche lernte ich lesen und schreiben. Ich half viel zu Hause oder spielte mit meinen Freundinnen.

Als ich 13 Jahre alt war, erhielt ich die Nachricht von meiner Mutter, die mittlerweile in der Schweiz lebte und arbeitete, dass sie mich und meinen Bruder zu sich holen könne und dies auch wolle. Anfangs wehrte ich mich dagegen, da ich lieber bei meinen Großeltern geblieben wäre. Meine Großmutter erklärte mir jedoch, dass ich in der Schweiz die Möglichkeit hätte, zur Schule zu gehen und viel zu lernen. Sie sagte, dass ich dort eine größere Chance hätte, etwas aus mir zu machen, als es in Äthiopien möglich gewesen wäre. Der Gedanke, endlich zur Schule gehen zu dürfen, gefiel mir. So entschied ich mich, in die Schweiz auszuwandern. Es war für mich sehr schwierig, mein gesamtes Umfeld und alles, was ich kannte, einfach hinter mir zu lassen und in ein fremdes Land zu ziehen.  

Doch ich wusste, dass Gott mir immer zur Seite stehen würde. Dies gab mir den Mut, keine Angst vor dem zu haben, was kommen würde.

Als ich in der Schweiz ankam, war Winter. Ich hatte noch nie in meinem Leben so kalte Temperaturen erlebt. Ich kam an einem Freitag an und durfte am darauffolgenden Montag bereits in der 6. Klasse beginnen. Die Schule war anfangs sehr schwierig für mich, da ich kein Wort von dem verstand, was die anderen sagten. Deshalb wurde entschieden, dass ich zuerst einen Deutschkurs in Bern besuchen sollte. Der Deutschkurs dauerte ein halbes Jahr. Je länger der Kurs ging, desto mehr lernte ich die Sprache und die Regeln der Schweiz kennen. Nach diesem halben Jahr konnte ich wieder in die Oberstufe zurückkehren. Nach der obligatorischen Schulzeit lebte ich bei einer Pflegefamilie in der Nähe meines Ausbildungsortes. Mit einer Freundin besuchte ich jeden zweiten Samstag die Jungschar. Dies war ein wichtiger Teil meines Alltags. Ich konnte Freundschaften knüpfen und meinen Glauben auch hier in der Schweiz leben. Ein großes Highlight war das jährliche Sommerlager.

Die Möglichkeit, zur Schule gehen zu dürfen, empfand ich als großes Privileg, und ich wusste, dass dies nicht selbstverständlich war. Was mir meine Großmutter gesagt hatte, war kein leeres Versprechen: In der Schweiz durfte ich die Schule besuchen und sogar eine Ausbildung machen. Ich begann eine Ausbildung als AGS (Assistentin Gesundheit und Soziales) und schloss diese nach zwei Jahren erfolgreich ab. In dieser Zeit lernte ich auch meinen jetzigen Verlobten kennen. Die Jungschar war nach wie vor ein wichtiger Teil meines Lebens, und ich durfte mich dort auch als Leiterin engagieren. Zusammen mit meinem Freund besuchte ich immer regelmäßiger die HOPE & LIFE CHURCH. Auch hier konnte ich Gott erleben, denselben Gott, den ich bereits seit meiner Kindheit kenne.

Beruflich merkte ich, dass die Pflege nicht mehr 100% zu mir passt und ich gerne etwas anderes machen möchte. So kam ich auf den Beruf FaBe (Fachfrau Betreuung), da ich gerne mit Kindern zusammen bin und mir die Arbeit mit ihnen gefällt. Ich durfte ein einjähriges Praktikum in der Kalchofen Kita machen. Während dieses Praktikums stellte sich heraus, dass ich hier in der Kita auch die Ausbildung als FaBe machen darf. Auch das ist für mich ein unglaubliches Privileg, für das ich sehr dankbar bin.

Momentan bin ich 19 Jahre alt und befinde mich seit Anfang August in der Ausbildung. In meiner Freizeit leite ich die Jungschar, gehe zweimal in der Woche zum Fußballtraining und bin leidenschaftliche Fotografin. Am liebsten fotografiere ich Paare. Seit über einem Jahr lebe ich in einer kleinen Wohnung in Burgdorf. Ich gehe gerne wandern, zelten oder verbringe Zeit mit meinen Freundinnen. Sonntags verbringe ich oft fast den ganzen Tag in der HOPE & LIFE CHURCH. Es ist ein erfülltes Leben, ich lerne unglaublich viel und darf eigenständig leben.

Dies alles habe ich Gott zu verdanken. 

Gott hat mich durch schwierige Zeiten getragen. Er hat mir immer Freundinnen oder andere Menschen zur Seite gestellt, die an mich glaubten, in mich investierten und für mich da waren. Manchmal haben wir uns nicht sofort verstanden, aber ich fühlte mich nie allein und durfte viele großartige Leute kennenlernen. Was mir auch sehr geholfen hat, war, dass ich Anschluss an eine so tolle Kirche gefunden habe und dort nun meine Ausbildung machen darf. Ich genieße es sehr, jeden Sonntag ermutigt zu werden und meine Gaben und Talente in die Kirche einzubringen.

Ja, ich sage es noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst. Josua 1,9 

Dieser Vers begleitete mich in meiner Vergangenheit sehr stark und half mir in vielen herausfordernden Situationen. Ich durfte erleben, wie Gott mich begleitete, egal wo ich war, wie er mir Mut schenkte und ich keine Angst haben musste.