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Als ich 18 Jahre alt war, lernte ich meinen Mann kennen. Vier Jahre später haben wir geheiratet. Wir waren glücklich und hatten den Wunsch, möglichst bald eine Familie zu gründen. Der Zeitpunkt nach einer längeren USA-Reise erschien uns perfekt. Ich wurde jedoch nicht schwanger. Gottes Zeitplan sah anders aus. Nach etwa 1,5 Jahren unerfülltem Kinderwunsch machte ich bei meiner Frauenärztin erste Basisabklärungen. Es wurde kein Grund gefunden, weshalb ich nicht schwanger wurde. Die nächsten 3,5 Jahre waren geprägt von Glauben, Gebet und Enttäuschung – Monat für Monat.

Meine Freundinnen wurden nun bereits zum zweiten oder dritten Mal Mutter. Ich wurde weiterhin einfach nicht schwanger. „Gott, warum ich? Ich wünsche mir dieses Kind so sehr. Habe ich nicht endlich lange genug gewartet? Warum tust du mir das an?“ Solche Gespräche führte ich oft mit Gott, unter Tränen und allein – im Auto oder unter der Dusche. Mittlerweile hatte ich nämlich gar keine Lust mehr, immer mit meinen Freundinnen oder in meiner Smallgroup über die seit Jahren bestehende Herausforderung in meinem Leben zu sprechen oder gar zu beten.

Ich war zutiefst verletzt und verstand einfach nicht, weshalb gerade ich keine Kinder bekommen durfte.

Nach 5,5 Jahren Kinderwunsch, zu Beginn der Covid-Pandemie, war ich zu Hause und hatte viel Zeit um nachzudenken. Mein Mann und ich stellten die Wohnung um und richteten im zukünftigen Kinderzimmer einen Hobbyraum ein. Es war eigentlich toll, ich hatte nun Platz um kreativ zu sein und mein Hobby auszuführen. Doch der ganze Schmerz brach plötzlich über mir zusammen. Ich sass in diesem Zimmer am Boden und konnte nicht mehr aufhören zu weinen…  Gott sprach in den letzten Jahren immer wieder zu uns, und wir hatten beide das Gefühl, dass wir weiter hoffen dürfen. Wir fühlten uns noch nicht bereit, den Kinderwunsch loszulassen. Einmal, Jahre zuvor, betete jemand an einem Event für Frauen für mich und hörte auf die Stimme Gottes. Diese Frau kannte meine Situation nicht und bekam folgenden Eindruck für mich „Nadine, Gott packt ein Geschenk für dich ein. Aber er braucht noch Zeit. Gott wählt gerade das schönste Geschenkpapier aus und will dein Geschenk mit den schönsten Bändern schmücken, die er hat. Das alles braucht Geduld, er ist noch nicht fertig.“ Diese berührenden Worte begleiteten mich über all die letzten Jahre. Ich wusste stets, dass Gott es gut mit mir meint. Ich habe dieses Versprechen nie vergessen. Ein weiteres prägendes Erlebnis hatte ich Jahre später. Ich sass spätabends noch alleine in der Praxis, in welcher ich arbeitete und musste zum Tagesabschluss das Geld in der Kasse zählen. Bei den 5-Rappen-Stücken angekommen, überflutete Gott völlig unerwartet mein Herz mit seiner unendlich grossen Liebe. Ich schaute auf ein altes, silbernes 5-Rappen-Stück, das zwischen all den goldenen eingereiht war.

Gott sprach klar wie nie zuvor zu mir: „Nadine, ich sehe dich! Ich habe dich nicht vergessen!“

Nach diesem Moment, als ich im neu eingerichteten Hobbyraum weinend am Boden sass, entschieden wir uns, einen Termin in einer Kinderwunschklinik zu vereinbaren und uns bei einem Gespräch aufklären zu lassen sowie medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In den nächsten 2,5 Jahren fanden viele Arztbesuche, Untersuchungen und Behandlungen statt. Es waren intensive Zeiten. Einerseits mit mir selbst und mit Gott, aber auch viele nicht einfache Gespräche zwischen mir und meinem Mann mussten stattfinden. Die Ärztin machte uns immer wieder grosse Hoffnungen, aber ich wurde nicht schwanger – Monat für Monat…
Mitten in diesem Prozess machten sich schwere Fragen breit: Wann müssen wir aufhören? Bin ich egoistisch? Habe ich bloss Angst, etwas zu verpassen? Was ist das für ein Gefühl, das mir die ganze Zeit sagt, ich werde unrecht behandelt, weil ich keine Kinder bekommen kann?
Mein Mann und ich entschieden uns in dieser schwierigen Zeit immer wieder Gott zu priorisieren und auf ihn zu schauen. Wir vertrauten darauf, dass wenn wir es schaffen, gemeinsam als Paar nahe am Herzen Gottes zu bleiben, er uns aufzeigen würde, wo unser Weg entlangführt und was richtig und falsch ist. Etwas ganz Praktisches, das Gott uns in dieser Zeit aufs Herz gelegt hat, war, dass wir jeden Sonntag ehrenamtlich Zeit in die Kirche investieren sollten. Das haben wir schon vorher gemacht, aber zeitlich weniger intensiv. Diese Einsätze taten uns so gut!
Anfang 2023 wurde ich dann, nach 7,5 Jahren unerfülltem Kinderwunsch, schwanger. Im Oktober 2023 konnten wir unseren kleinen Sohn, unser grosses Wunder, in die Arme schliessen. Gezeichnet von den letzten Jahren sind wir tief berührt und dankbar. Weshalb wir diesen Weg gehen mussten? Ich weiss es nach wie vor nicht. Vielleicht, um diese Geschichte zu schreiben, um für andere Paare da zu sein, die Ähnliches durchmachen oder um als Ehepaar stärker zusammenzuwachsen.

Aber eines bin ich mir zu 100 % sicher: Gott hat mich in dieser Zeit nicht vergessen, und er meint es gut mit mir und auch mit dir. Er liebt uns und hat einen guten Plan, auch wenn unsere Umstände manchmal etwas anderes sagen.