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Sina

Ich war am Ende. Nach dem tödlichen Unfall meiner besten Freundin und einem Burnout einige Jahre später sah ich für mich kaum noch eine Zukunft. Im meiner Verzweiflung gab ich Gott eine einzige Chance. Und er nutzte sie.

Der Tag, an dem meine beste Freundin starb, veränderte in meinem Leben alles. Wir wohnten zusammen, verbrachten die Freizeit gemeinsam und arbeiteten sogar am selben Ort. Wir waren unzertrennlich. Und nun war sie tot. An einem eiskalten Wintertag verunfallte sie mit dem Auto und überlebte nicht. Auf einen Schlag war ich nun allein. Mit ihr starb auch mein Glaube an einen liebenden Gott, der es gut mit uns meint.

Meine Mutter lebte zwar keine aktive Beziehung zu Gott, aber sie hat mir immer vermittelt, dass es Gott gibt und dass er gut ist. Doch das konnte ich nun nicht mehr glauben.

Denn ein guter Gott kann doch nicht zulassen, dass eine lebensfrohe, 23-jährige Frau einfach so bei einem Verkehrsunfall stirbt! In diesem Moment brach ich aktiv mit Gott. Für mich war klar, er kann nicht gut sein, ich wendete mich ab. Dafür kniete ich mich noch mehr in die Arbeit im Detailhandel. Mein Ehrgeiz wurde belohnt und ich konnte zur stellvertretenden Geschäftsführerin einer Coop-Filiale aufsteigen. Die Arbeit war streng, aber ich wollte vorwärts kommen. Dann wechselte mein Chef, der Geschäftsführer, in einen anderen Laden. Er wurde aber nicht ersetzt, und so blieb die ganze Arbeit an mir hängen. Ich arbeitete ununterbrochen und war immer erreichbar, um alle anfallenden Aufgaben zu erledigen. Dazu kamen die Coronapandemie und der Lockdown mit Hamsterkäufen und viel, viel Arbeit. Ich merkte schon, dass ich an meine Grenzen kam. Und obwohl ich bei Coop um Unterstützung anfragte, dauerte es lange, bis endlich ein neuer Geschäftsführer eingestellt wurde. Als es dann soweit war, freute ich mich auf die Entspannung.

Aber mit der Entspannung kam das Burnout. Der Druck war zwar weg, aber ich konnte einfach nicht mehr.

Erst jetzt, im Frühling 2021, als es eigentlich hätte besser werden sollen, traf mich die monatelange Überlastung mit voller Wucht. Zuerst wollte ich gar nicht wahr haben, dass ich körperlich und psychisch nicht mehr konnte. Ich ging dann trotzdem zum Arzt und wurde krankgeschrieben. Bald dachte ich, dass es wieder gehen würde. Ich versuchte, wieder mit 100 Prozent ins Arbeitsleben einzusteigen, diesmal in einer anderen Filiale. Aber es ging noch nicht. Ich wollte das aber immer noch nicht wahrhaben, denn ich kannte das von mir gar nicht. Bisher habe ich immer alles geschafft, war zielstrebig und erfolgreich. Ich wusste nicht mehr, was mir noch helfen könnte.

Schon in den letzten fünf Jahren, seit dem Tod meiner besten Freundin, hat mich meine Mutter immer mal wieder daran erinnert, dass es einen liebenden Gott gibt, der mir helfen kann, auch in der Bewältigung der Trauer. Ich wurde aber jeweils wütend und sagte, Gott sei ja auch nicht da gewesen, als meine Freundin starb. Also sei er auch jetzt nicht da.

Nun, als es mir so schlecht ging, sprach mich meine Mutter wieder an und sagte nochmals: „Schau, Sina, es gibt nur noch jemand, der dir helfen kann: Gott.“

Ich wollte wieder nicht hören und konterte: „Ja wo ist er denn? Wieso geht es mir schon wieder so schlecht, wenn er doch so gut ist?!“ Dann sagte meine Mutter etwas, was mich zum Nachdenken anregte. Sie sagte, es gebe eben auch den Gegenspieler von Gott. Und sie habe das Gefühl, dass diese Gegenseite mich durch diese schlechten Gedanken vereinnahme. Ich fing an nachzudenken und kaufte auch ein Buch über den Glauben. Schon im ersten Kapitel ging es ums Thema „Leid“ und dort stand, dass Gott unser Leid braucht, um uns näher an ihn zu ziehen und uns zu begegnen. Das sprach mich an. Ich wendete mich darum an meine Freundin Desi, deren Verlobter Benjamin Berger die HOPE & LIFE Church besucht. Ich fühlte mich mit meinen 25 Jahren am Ende meines Lebens, ich konnte nicht mehr.

In meiner Verzweiflung sagte ich, dass ich Gott eine einzige Chance gebe. Wenn etwas passiert, dann hat er mich zurück. Und wenn nicht, dann war’s das mit Kirche und Glauben.

Also gingen wir am Sonntag, 5.September 2021 in eine Celebration. Schon beim Reingehen war ich positiv überrascht, dass wir so freundlich begrüsst wurden und zu mir gesagt wurde: „Schön, dass du da bist!“.

Ich war auf alles gefasst, fragte mich aber doch, was ich denn da genau mache. Ich war dem Ganzen gegenüber sehr skeptisch. Trotzdem sagte ich zu mir selbst: „Du hast Gott gesagt, er habe eine Chance, also kannst du nun nicht abblocken. Zieh das durch!“. Als der Worship losging, schaute ich die Band an. Dann die Leute um mich herum. Und ich merkte, dass die „nicht einfach ein bisschen singen“, sondern von ganzem Herzen glauben, was sie singen. Und plötzlich kam so eine Welle über mich, ein extremes Gefühl von Liebe, wie ich es noch nie erlebt habe.

Ich fühlte nur noch Frieden, Ruhe und Liebe. Ich war überwältigt, meine Sorgen, meine Verzweiflung, meine Ängste waren weg. Da war nur noch diese Liebe und eine Hoffnung, dass alles gut kommt.

Ich wusste gar nicht, wie ich das einordnen sollte. Am Schluss, als wir rausgingen, fragte Benu mich, wie es war. „Ich muss in die Kirche!“, antwortete ich. Denn ich habe ja gesagt, dass wenn Gott mir begegnet, dass ich dann in die Kirche gehe. Er lachte und meinte, das sei ja klar gewesen, denn Gott lasse sich so eine Chance nicht entgehen.

Seither komme ich regelmässig in die HOPE & LIFE Church und helfe im Chinderexpress (Kinderprogramm am Sonntag) mit. An Anfang musste ich das Erlebte aber noch etwas verarbeiten. Mir war nach diesem ersten Gottesdienst noch nicht klar, was da wirklich passiert ist. Beim zweiten Mal gab ich dann Gott mein Leben hin. Ich habe mir eine Bibel gekauft und habe angefangen, mich mit dem Glauben auseinander zu setzen. Dabei werde ich von vielen Leuten aus der Kirche unterstützt, die mich ermutigen, dran zu bleiben.

Mir ist bewusst, dass sich meine Lebenssituation nun nicht einfach so verbessern wird. Die Umstände sind ja noch dieselben. Ich bin nach dem Burnout erst wieder im Aufbau und arbeite aktuell immer noch Teilzeit. Aber: Es stresst mich nicht mehr, ich konnte die Situation akzeptieren.

Gott hat mein Herz berührt, als ich in der schlimmsten Zeit meines Lebens war.

Und ich weiss nun, Gott hat einen Plan für mein Leben, und das gibt mir Frieden und Zuversicht für die Zukunft.

Redaktorin: Barbara