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Tabea

Problemlose Schwangerschaft – problemlose Geburt. Etwa so stellte ich mir das vor, als mein Mann Florian und ich gegen Weihnachten letztes Jahr kurz vor dem Geburtstermin waren. Doch dann kam alles anders, mein Leben hing nach der Geburt nur noch an einem seidenen Faden. Aber Gott griff in seiner Gnade ein.

Unser Traum wurde wahr: Wie schon lange gewünscht durfte ich letztes Jahr schwanger werden und wir freuten uns extrem auf dieses Kind. Die Schwangerschaft verlief bis zuletzt absolut problemlos. Am 22. Dezember setzten dann die Wehen ein. In der Annahme, dass alles gut gehen wird, gingen wir ins Spital. Tatsächlich lief zu Beginn alles gut, auch wenn wir dann einen Kaiserschnitt machen mussten. Nach dem Kaiserschnitt stellten die Ärzte aber fest, dass die Blutungen in der Gebärmutter nicht aufhörten, nachdem ein Gefäss verletzt worden war. Ich wurde wieder in den OP gebracht, wo die Ärzte versuchten, die Blutung zu stoppen. Ohne Erfolg. Relativ schnell entschied der Chefarzt, dass ich deshalb nach Bern ins Inselspital verlegt werden sollte. Denn dort haben sie die Möglichkeiten, diese Blutung zu stoppen und trotzdem die Gebärmutter zu erhalten.

So wurde ich dann innert Kürze per Helikopter nach Bern verlegt, wo ich sofort nochmals operiert wurde.

Mein Körper reagierte aber stark auf den Eingriff und fuhr seine Funktionen herunter. Unter anderen erlitt ich ein Nierenversagen.

Ich musste auf die Intensivstation. Als ich dort erwachte, realisierte ich erst, was geschehen war. Denn die Verlegung nach Bern, die Operation und die ganzen darauf folgenden Komplikationen bekam ich aufgrund meines schlechten Zustandes gar nicht mit.

Es war kein schönes Erwachen. Mit so einem Verlauf der Geburt hätte ich nie gerechnet. Es bedeutete auch, dass ich mein neugeborenes Kind – Lenny – nicht bei mir haben konnte und auch nicht miterlebte, wie zum Beispiel meine Eltern ihr Grosskind kennenlernten.

Trotz all dem, trotz Organversagen, Intensivstation und der Trennung von unserem Sohn und meinem Mann, fühlte ich aber einen grossen, göttlichen Frieden.

Irgendwie konnte ich die Situation einfach annehmen – im Vertrauen auf Gott. Und er schaute tatsächlich sehr praktisch zu uns: In den drei Wochen, die ich nach der Geburt insgesamt im Spital verbrachte, wurden wir von den Pflegefachleuten sehr gut umsorgt. Wir bekamen sogar ein Einzelzimmer (was sonst kaum möglich ist!), damit Florian und Lenny auch bei mir übernachten konnten. Gleichzeitig verbesserte sich mein Gesundheitszustand unerwartet schnell. Ich kam zu Kräften, konnte bald wieder gehen, die Nieren begannen wieder zu arbeiten. Ich fühlte mich von Gott so geborgen und getragen, dass ich auch das Angebot des Spitals, die Geburt und ihre Folgen psychologisch aufzuarbeiten, ablehnte.

Nach drei Wochen war ich wieder soweit genesen, dass ich nach Hause durfte, auch wenn meine Nieren erst wieder zu einem Bruchteil arbeiteten. Das war für uns alle eine grosse Erleichterung, denn vorher war lange ungewiss, wie lange ich überhaupt noch im Spital bleiben musste.

Endlich konnte ich mit meiner Familie Zeit verbringen, so wie wir es uns schon lange gewünscht hatten!

Mein Alltag war aber immer noch von vielen Spitalbesuchen geprägt. Mehrmals pro Woche musste ich zur Dialyse oder zu Kontrollen ins Spital, was viel Zeit in Anspruch nahm. Und weiterhin war unklar, ob und wann meine Nieren wieder voll arbeiten würden. Die Nierenwerte verbesserten und verbessern sich zwar von Woche zu Woche, aber bis zu einer vollständigen Heilung wird es noch etwas dauern.

Die ganze Situation war vor allem auch für Florian schwierig, denn er hat von Anfang an mitbekommen, wie schlecht mein Gesundheitszustand nach der Geburt war, und dass mein Leben nur noch an einem seidenen Faden hing. Hinzu kam Lenny, unser neugeborenes Kind, zu dem er nun allein schauen musste. In dieser Zeit fühlten wir uns aber durch unsere Familie, unsere Freunde und die Kirche getragen und unterstützt. Dafür sind wir extrem dankbar. Dankbar bin ich auch für den schnellen Entscheid des Chefarztes in Burgdorf, mich nach Bern verlegen zu lassen. Denn die dortigen Spezialisten konnten bei der Operation meine Gebärmutter erhalten, was bedeutet, dass mein grosser Traum, eine Familie mit mehreren Kindern zu haben, weiterhin möglich ist.

Wir haben in all dem erleben dürfen, wie Gott uns trägt. Auch in schwierigen, ja lebensbedrohenden Situationen lässt er uns nicht im Stich, Gott hat sich um uns gekümmert. Zum Beispiel hat er uns mit Lenny einen Sohn geschenkt, der von Anfang an gesund, munter und zufrieden war und wenig weint. Das hat uns den schwierigen Start ins Familienleben und den ganzen Spitalaufenthalt zusätzlich erleichtert. Ich habe persönlich erlebt, dass Gott da ist, egal, was passiert.

Er hat mich gerettet, als mein Leben an einem seidenen Faden hing, jetzt darf ich meine Berufung, Mami zu sein, leben.

Und ich vertraue darauf, dass Gott mich bald wieder ganz gesund werden lässt.

 

Redaktorin: Barbara